"Obdachlos katholisch" – Autorenlesung mit Regina Laudage-Kleeberg trifft den Nerv
Über 80 Menschen kamen am Samstag (16.9.) zu der Lesung „Obdachlos katholisch“mit der Autorin Regina Laudage-Kleeberg in die Zeltkirche. Ein Zeichen, dass auch im Sauerland, das Katholischsein nicht mehr wie selbstverständlich in der eigenen Gemeinde er- und gelebt werden kann.
„Das Zelt hat zwar ein Dach, aber das Zelt hat Vorläufigkeitscharakter, weist daraufhin, dass Gott mit seinem Volk unterwegs ist“, so begrüßte Dr. Andreas Rohde, der Direktor der Bildungs- und Exerzitienhauses St. Bonifatius, die Anwesenden.
Die Autorin Regina Laudage-Kleeberg, mit ihrer kleinen Tochter Carla vor dem Bauch, erzählte zunächst von ihrer Motivation, dieses Buch zu schreiben. Es gehe ihr nicht „um eine weitere kluge Analyse über den Zustand unserer Kirche“. Vielmehr habe sie die Sorge um ihr eigenes Katholisch sein, v.a. in der Zeit der Pandemie, dazu getrieben, sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause zu machen - so auch der Untertitel des Buches.
Laudage-Kleeberg verfasst keine Klageschrift, benennt die Missstände der Kirche aber klar beim Namen: Machtmissbrauch, Vertuschung, Diskriminierung, Normierung und eine liturgische Sprache, die weithin nicht mehr verstanden wird. Während die Kirchen immer leerer werden, werden die Herzen nicht leerer in ihrem Bedürfnis nach Sinn, Halt und Gemeinschaft.
Die Kirche sei Heimat, aber kein Zuhause mehr, wobei sie alles Potenzial habe, den Menschen ein passendes Zuhause zu bieten, so die These der Autorin. Sie bräuchte nur im Sinne des Evangeliums zu handeln und radikal menschlich sein. Auferstehung, Liebe und Freiheit seien die genialsten Konzepte, um ein Leben lang voller Mut zu bleiben.
Regina Laudage-Kleeberg sagt deutlich, sie wolle nicht die Kirche retten, aber ihr Katholisch sein. Schließlich könne sie das Katholisch sein nicht ablegen wie ein zu klein gewordenes Kleidungsstück. So erzählt sie von improvisierten Treppenhausgottesdiensten in der ersten Pandemiephase. Zur Osterzeit feierte sie mit Leuten im Mehrfamilienhaus Gottesdienste im Treppenhaus, was gleichzeitig die Hausgemeinschaft stärkte.
„Das Zuhause, zu dem ich unterwegs bin, muss nicht aus Stein sein, es ist nicht auf Hierarchiestrukturen angewiesen, sondern auf Menschlichkeit“, so bekannte die Autorin am Ende der Veranstaltung .
Nach der Lesung standen viele noch in Gruppen zusammen, um sich untereinander und mit Regina Laudage-Kleeberg über das Gehörte auszutauschen.
Text: Elisabeth Hoffmann-Weber
Fotos: Christoph Hast