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Man soll die Feste feiern, wie sie fallen

Nun ist es bald soweit: Am 30.04. verabschiedet sich das Team des Bildungs- und Exerzitienhauses von Silke Otte. Nach 15 Jahren als stellv. Direktorin und Pädagogische Mitarbeiterin „auf Boni“ tritt sie in den Ruhestand. Grund genug, mit ihr Rückschau zu halten und zu erfahren, was sie an ihrer Arbeit geschätzt hat und welche Pläne es für den Ruhestand gibt.


Silke, Du hast vorgeschlagen, dass wir das Interview anhand der Postkarten durchführen, die für die Zeltkirche werben. Du hältst gerade eine Karte in der Hand, auf der steht: „Man soll die Feste feiern, wie sie fallen“! Ist der Eintritt in den Ruhestand etwas zum Feiern?

Ich meine schon, dass das auch zum Renteneintritt passt. Dankbar schaue ich zurück auf das Vergangene und damit auch auf 40 Jahre in diesem Berufungs-Beruf - 15 Jahre davon durfte ich auf St. Bonifatius mitwirken. Gleichzeitig freue ich mich auf all das, was mich in Zukunft „in aller Freiheit“ erwartet und freue mich, dass es dieses Ritual in St. Bonifatius zum Abschied gibt. Ich weiß das sehr zu schätzen und bin euch dankbar dafür!


Erinnerst Du Dich noch gut an die Anfänge Deiner Berufsbiographie?

1983 – es war die Hochzeit der Friedensdemos - war mein Berufsstart als Diplom-Theologin in der Kirchengemeinde Hagen-Haspe, auch sie heißt St. Bonifatius. Mein dortiger Einstieg war nur möglich, weil Pastoralteams und Kirchenmitglieder mich über einen Verein anstellten und meine Stelle durch Spenden finanzierten. Solidarisches Teilen stand somit am Anfang und hat meine berufliche Motivation über die Jahrzehnte geprägt.

Dann kam mit dem Einstieg in die Regionalseelsorge des Erzbistums Paderborn der Wechsel zurück ins Sauerland. Ursprünglich sollte ich ein Jahr lang eine Kollegin vertreten – daraus wurden 18 Jahre in der Seelsorgeregion Hochsauerland-Waldeck, in denen ich mich auch als Gemeindeberaterin engagierte. Als die Zeit der Regionalseelsorge zu Ende ging, winkte mir schon die Stelle in Elkeringhausen. Bis es 2008 dann losging, arbeitete ich noch in einem Projektteam an der Konzeptentwicklung für die damaligen Pastoralverbünde mit.

Dann ging es nach Elkeringhausen, was für eine erfüllende und inspirierende Zeit. Und nun verabschiede ich mich neun Monate vor meinem offiziellen Rentenbeginn und beginne eine neue Lebensphase, die ein Bekannter kürzlich „große Ferien“ nannte.


Was ist St. Bonifatius für Dich?

Ich schaue gerade auf die Karte mit dem Spruch „Musste hin!“. Mit diesem Label möchte ich St. Bonifatius gern beschreiben, weil mich dieser Ort schon seit den neunziger Jahren in den Bann gezogen hat. In diesen Jahren haben wir zumeist in der Kar- und Osterzeit Orientierungstage für Familien in Elkeringhausen angeboten, die vielen Beteiligten besondere Erinnerungen geschenkt haben.
Die wunderbare Lage, der kraftvolle Spirit des Ortes und die so herzliche Gastfreundschaft prägen dieses Bildungshaus, so lange ich es kenne. Kursthemen uvm. haben sich mit den dort tätigen Mitarbeitenden und natürlich mit den Gästen verändert und entwickelt. (Nimmt die Karte mit dem Wort „Runterkommen“ in die Hand). Die Gäste kommen und gehen, das Haus bleibt zuverlässig als Gasthaus ein Ort des Willkommens, zum Runterkommen und Wohlsein.


Und wie siehst Du Deine persönliche Rolle hier? Wie blickst Du auf die Zeit?

Da greif ich doch gleich zur Karte mit dem Aufdruck „Freu dich“. Ja, ich freue mich von Herzen, dass ich 15 Jahre lang an diesem Ort mit den Mitarbeitenden tätig sein durfte. Das ist ein Geschenk und gleichzeitig denke ich, dass die fast 100-jährige Geschichte deutlich macht, wie klein die Wegstrecke meines Wirkens und Gestaltens ist. Als pädagogische Mitarbeiterin war ich in erster Linie zuständig für zwei Bildungsbereiche: Persönliche Entwicklung und Fort/-Weiterbildung

Immer wieder wurden mir in diesen Bereichen Themen und Referenten:innen vorgeschlagen, die wir neu in unser Programm aufnahmen und das Bewährte ergänzten. Dabei galt es in großen Zeitspannen zu denken und zu planen, da ein Jahresprogramm mindesten einen Vorlauf von einem Jahr braucht.

Neben der Bildungsarbeit hat mich auch die Mitgestaltung der Zeltkirche gepackt und ich freue mich ehrlich, dass diese bei beständiger Wandlung immer noch ein Erfolgsmodell ist. Das spirituelle Eintauchen in die heutige Deutung von biblischen Texten hat mich dabei besonders berührt. Danke allen, die rund um die Zeltkirche dabei sind und sich auf ihre Art und Weise einbringen.


Als Organisationsberaterin lag Dir immer die Entwicklung des Hauses am Herzen…

Ja, das hat mir ebenfalls Freude bereitet. Als stellv. Direktorin mit einer Weiterbildung in Organisationsentwicklung hat mich das herausgefordert, gelockt und inspiriert nach vorne, eben in die Zukunft, zu denken. Da hat mich die Neuimplementierung von Abläufen genauso interessiert wie die Ausgestaltung von Kursräumen. Und dabei – und jetzt nehme ich die nächste Karte in die Hand -  war mir wichtig: Ohne Gedöns.

All das, was wir in den letzten Jahren geändert haben, war hoffentlich zumeist zielführend im Sinne von Kunden-Dienst und einem Bildungs- und Exerzitienhaus, das einfach, zeitgemäß und modern daher kommt.


Wie planst Du denn nun die kommende Zeit als Rentnerin? Ich sehe gerade, dass Du eine Karte bis jetzt zurückgehalten hast. Vermutlich mit Bedacht…

Ja, „Gönn Dir“ steht auf der Karte. Und das steht jetzt auch auf meiner innerlichen weißen Leinwand, die ich in meiner neuen Lebensphase gern füllen möchte. Vieles habe ich noch nicht geplant, immerhin stehen schon zwei kleine Reisen in Aussicht, u. a. auf den Spuren des Hl. Bonifatius nach Dokkum.

Darüber hinaus möchte ich spüren und wahrnehmen, wie es sich anfühlt frei, ohne Berufsarbeit, zu sein. Ich bin gespannt darauf und rechne wie im sonstigen Leben auch mit Höhen und Tiefen.
Mut machen mir alle diejenigen, die sich schon sicher auf den Wegen des Renten-Daseins bewegen. Es wird weitergehen, so oder so, für mich, für euch und sowieso für das Unternehmen „St. Bonifatius“.

Ich mache jetzt Platz für Anderes und Neues, wünsche allen gutes Gelingen und bedanke mich bei allen Mitarbeitenden, Referenten:innen und Gästen für Vertrauen, Verständnis und Wohlwollen. Meiner Nachfolgerin Anna Mühlberger wünsche ich einen guten Einstieg, nur das Beste und viel Freude an diesem besonderen Arbeitsort.

Und wer dieses Interview liest, hat vielleicht endlich Zeit, Lust und Laune für einen Aufenthalt in St. Bonifatius, eben ganz im Sinne von „Gönn Dir“.


Die Verabschiedung von Silke Otte feiern wir am Sonntag, den 30.04.2023 und beginnen um 11.00 Uhr mit einem Gottesdienst in der Zeltkirche. Anschließend laden wir zu einem Empfang mit Imbiss ein.