Lesung „Adressat unbekannt“ in der Kapelle von St. Bonifatius
Ein bewegender Abend zu Freundschaft und Verrat, Macht der Worte und unserer Verantwortung, gegen Rechtsextremismus die Stimme zu erheben
Anlässlich des 80. Jahrestags „Ende des Zweiten Weltkriegs“ fand am 11. Dezember 2025 die Lesung „Adressat unbekannt“ statt. Direktor Dr. Andreas Rohde und OStD i.R. Johannes Klauke lasen den Briefwechsel in der mit rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern voll besetzten Kapelle. Das Buch „Adressat unbekannt“ von Kressmann Taylor ist eine kurze, aber sehr eindrucksvolle Erzählung, die 1938 veröffentlicht wurde. Die Geschichte spielt Anfang der 1930er Jahre und besteht aus einem Briefwechsel zwischen zwei Freunden: Martin Schulse, ein Deutscher, der nach Berlin zurückkehrt, und Max Eisenstein, ein jüdischer Kunsthändler in San Francisco. Anfangs sind die Briefe herzlich und spiegeln ihre enge Freundschaft wider. Doch mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus verändert sich Martins Haltung. Er distanziert sich von Max, übernimmt die Ideologie des Regimes und verweigert schließlich jede Hilfe für Max’ Familie. Als Max erkennt, dass Martin für den Tod seiner Schwester verantwortlich ist, beginnt er einen raffinierten Racheplan: Er schreibt kompromittierende Briefe, die Martin in Gefahr bringen. Am Ende wird Martin vermutlich von den Nazis getötet – eine bittere Wendung, die die zerstörerische Macht von Hass und Ideologie zeigt.